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Ein Blick in die Zukunft (#StaRUG)

Aktualisiert: 6. Aug. 2021

Wie Sie wissen, sehe ich Krisenfrüherkennung und Risikomanagement als unabdingbar für Unternehmen jeglicher Größe; vor allem in der heutigen Zeit ist es grob fahrlässig, darauf zu verzichten, da unsere Welt chaotisch, komplex und schnelllebig ist.


Lassen Sie uns dazu ein Gedankenexperiment durchführen: Wie sah unser Leben vor 15 Jahren aus (also im Jahr 2006). War es anders als jetzt? Zunächst möchte ich mit Ihnen aber einen extrem kurzen Überblick über die Entwicklung der menschlichen Technologie werfen.

Was bisher geschah

Die Menschheit ist wohl mindestens 300.000 Jahre alt und wenn wir zurückschauen, dann hat sich die meiste Zeit nichts groß verändert. Ob wir jetzt Cäsar, Hannibal, Alexander den Großen oder Napoleon anschauen (dazwischen liegen immerhin mehr als 2000 Jahre), wenn besagte Personen zum Hindukusch oder nach Russland wollten, dann mussten sie mit dem Pferd dahin.


In der Zeitspanne 1800 - 1900 startete dann aber eine enorme Entwicklung: Motoren, Schreibmaschinen und beispielsweise die Fotografie wurden entwickelt und auch die Elektrizität kam langsam zu den Haushalten. In den Jahren 1900 - 2000 wurden diese Technologien enorm weiterentwickelt und später auch digitalisiert. Zusätzlich erfanden wir Flugzeuge, Penicilin, Fernsehen, Autos, die Massenproduktion, bauten Autobahnen und entwickelten Computer und dann auch das Internet. Die Erfindung des Computers war epochal: hätte man einem Menschen aus dem Jahr 1850 erklären können, was Computer alles leisten können? In den 2000er Jahren sind wir dann nochmal einen kräftigen Schritt weiter gegangen, haben das menschliche Genom entschlüsselt, sowie künstliche Intelligenz, Quantencomputer und auch Robotics vorangebracht.


Nicht lange her

Schauen wir uns nun an, wie das Leben vor 15 Jahren aussah: Es gab bereits Handys mit (schlechter) Kamera und viele Haushalte hatten einen Internetzugang. Der Porsche 911 Turbo hatte 450 PS und das ehemalige revolutionärste Flugzeug, die Concorde, war sogar schon seit Jahren ausgemustert. Auch Notebooks hatten eine enorme Schnelligkeit und die Algorithmen auf den Finanzmärkten sorgten für den Aktien-Handel. Die Dotcom-Bubble hatten wir hinter uns und standen (unwissentlich) kurz vor der Finanzkrise. Amazon war zwar schon bekannt, hatte aber einen Umsatz von lediglich 10 Milliarden € (heute >380 Milliarden €) und der stationäre-Einzelhandel wusste noch nichts von der bevorstehenden Krise (Karstadt, Kaufhof, Toys'R'Us, Sears). Wissenschaftlich waren wir sehr weit und machten uns auch schon damals Gedanken über Quanten-Mechanik, Finanzmarkt-Regulierung, Klimawandel, Digitalisierung und vieles mehr. Das Nokia 6230 war High-Tech und es war sogar möglich, darauf "Snake" zu spielen. Wir waren modern. Wir schauten auf die Vergangenheit zurück (z.B. 60er - 90er) Jahre und fühlten uns technologisch überlegen (auch im Jahr 2006 fragten wir uns schon: "Wie konnte man nur ohne Internet leben?").


Und Heute?

Im Jahr 2006 hatten wir keine Vorstellung vom Jahr 2021: Wir hatten noch nicht die leiseste Ahnung davon, dass wir bald in einer Always-Online Gesellschaft leben würden und Shopping, Bankgeschäfte, Zeitungen lesen und selbst unsere Freundschaften über unser Smartphone abwickeln würden. Wir kannten keine 3D-Drucker, Drohnen, Tablets und VR-Brillen. Wir hatten auch keine Vorstellung von der wahnsinnigen LTE-Geschwindigkeit, Internet-of-Things oder Blockchain&Kryptowährungen. Den Namen "iPhone" gab es noch nicht, erst 2007 kam die erste Version auf den Markt. Kommerzielle 750-PS-Elektroautos, Ebikes und sprechende Maschinen (Siri, Alexa, etc.) waren damals noch Science-Fiktion. Auch humanoide Roboter kannten wir nur aus Filmen wie Terminator und wer kannte schon Boston Dynamics? Social-Media kam zwar bei uns vor 15 Jahren mit StudiVZ in die Startlöcher, doch hätte niemand gedacht, dass manche Leute in naher Zukunft über Facebook-Posts jedes Abendessen kommentieren und Influencer Ihre Ansichten ohne große Kosten an ein Millionen-Publikum verteilen können.


Die Spanne von 15 Jahren ist von mir bewusst gewählt; ich möchte verdeutlichen, was in solch einer extrem kurzen Zeitspanne passieren kann. Wenn wir deutlich verstanden haben, was "gerade erst" passiert ist, dann kann man darüber philosophieren, was in den nächsten 15 Jahren wohl passieren wird. Es wird für uns Menschen wohl immer so sein: Wir können uns die Zukunft nicht vorstellen und haben das Gefühl, dass wir genau jetzt modern sind und dass wohl alles so bleibt, wie es ist.


Die Zukunft

Doch wie geht es nun weiter? Unser technologischer Fortschritt verläuft exponentiell; der Fortschritt der nächsten 15 Jahre wird wohl stärker sein, als der seit 2006 (siehe auch Mooresches Gesetz). Was bisher als Utopie betrachtet wurde, kann schon morgen Realität sein. Mit den folgenden beispielhaften Fragen hätte man sich vor wenigen Jahren noch als Gesprächspartner für immer als Spinner disqualifiziert. Heute sind diese salonfähig:

  • Werden wir das biologische Altern des Menschen aufhalten können? Nota bene: Die Methoden, menschliche Zellen zu verjüngen und damit den körperlichen Verfall zu verlangsamen, sind schon recht fortgeschritten.

  • Wird künstliche Intelligenz unsere Arbeit so verändern, dass wir von schwerer körperlicher und langweiliger Büro-Arbeit befreit sein werden und ein bedingungsloses Grundeinkommen beziehen?

Die Frage zum Schluss: Was hat diese Zukunfts-Kaffeesatzleserei mit Krisenfrüherkennung und Risikomanagement zu tun? Für Unternehmen ist es wichtig, dass sich diese auf veränderte Bedingungen rechtzeitig einstellen, denn diese können auch Gefahren für das aktuelle Geschäftsmodell darstellen. Veränderungen der Umwelt müssen nicht immer durch Digitalisierung hervorgerufen werden; auch die Kundenwünsche, der Wettbewerb, politische Bedingungen und vieles mehr kann sich verändern.


Solche Entwicklungen können schnell den Beginn einer Unternehmenskrise darstellen. Darauf hat auch der Gesetzgeber reagiert und fordert seit diesem Jahr von allen Kapitalgesellschaften, dass diese a) Krisen früh erkennen und b) dann entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten (§1 StaRUG). So mancher Einzelhändler hätte schon frühzeitig erkennen können, dass Online-Shopping in Zukunft die Innenstädte und den stationären Handel ins "Aus" manövrieren wird. Diese Entwicklung hätte ein voraussehender Einzelhändler durch den Ausbau eines Online-Shops als Chance ergreifen können. Auch Banken haben recht spät auf die neuen FinTechs reagiert und viele Bäckereien haben es verpasst, auf die härtere Konkurrenz und die veränderten Kundenwünsche zu reagieren. Beispiele für verpasste Chancen die dann zu Gefahren wurden, gibt es zuhauf. So ist z.B. fraglich, wie manche Zulieferer der Auto-Industrie (Zündkerzen, Luftfilter, Auspuffe) dem Umstieg auf die Elektro-Mobilität entgegnen.


Zurück zur Entwicklung der Menschheit: Ich bin recht optimistisch, dass wir in den nächsten 15 Jahren auf viele Neuigkeiten setzen können, von denen wir uns heute natürlich noch keine Vorstellung machen können. Im Jahr 2050 plane ich (da bin ich dann 70) auf diesen Artikel hier zurückzuschauen und einen ähnlichen Artikel zu schreiben; ich bin gespannt.


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