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Gold: Ein paar Grundlagen

Aktualisiert: 5. Nov. 2022

Gold ist sexy, cool und begehrt (Quelle: irischer Kobold, siehe Bild). Doch eignet es sich als Kapitalanlage? Die Frage kann nicht mit ja/nein beantwortet werden. Es ist - wie immer - kompliziert. Hier möchte ich ein paar Grundlagen erklären.

Generell: was verspricht man sich von einer Kapitalanlage? Nun, egal ob man in Wertpapiere, Edelmetalle, Fonds, Kryptos, Zertifikate, etc. investiert: Ziel ist es, Vermögen in die Zukunft zu verschieben und dabei zu vermehren. Davon grenzt sich die Spekulation ab, hier geht es vielmehr darum, schnelle Kursgewinne mitzunehmen. Bei allen Anlagen, auch bei Gold, sollte man berücksichtigen, dass Kursgewinne steuerpflichtig sein können: diese Steuer nennt sich Abgeltungssteuer (25% plus ca. 1,37% Prozentpunkte für den Soli). Diese Steuer kann jedoch einfach umgangen werden, indem das gekaufte Gold erst nach mindestens 12 Monaten verkauft wird, denn dann ist das Goldgeschäft einkommenssteuerbefreit (easy Trick, total legal). Ein heftiges Problem bei allen Anlagen ist jedoch die aktuelle Inflation von ca. 10%. Sollte man 100 Euro anlegen und damit satte 7% Rendite erwirtschaften, so müssend diese noch versteuert werden: ergibt eine Rendite von ca. 5,1% und damit sogar ein Kaufkraftverlust von 4,9%.


Gold ist eine der ältesten Anlagemöglichkeiten. Aktuell liegt eine Feinunze (das sind ca. 31 Gramm) bei ungefähr 1650 Euro. Doch warum ist Gold überhaupt wertvoll? Antwort: Weil es selten ist. Es wurden bisher "nur" 200.000 Tonnen Gold gefördert. Etwas anschaulicher: das ist ein Würfel mit einer Höhe, Länge, Breite von ca. 22 Metern. Ein großer Teil (ca. 85.000 Tonnen) davon kann nicht als Anlage genutzt werden, da es in Form von Schmuck irgendwo in einer Schatulle liegt oder irgendeiner Person im B.A. Baracus Style am Hals hängt. Ein weiterer Grund, warum Gold wertvoll ist: "alle" glauben, dass es wertvoll sei. Dieses Phänomen nennt sich "selbsterfüllende Prophezeiung" und ist auf den Kapitalmärkten sehr prominent vertreten. Würden die Märkte glauben, dass Altreifen (aktueller Preis: -10 Euro für Entsorgung) wertvoll sind, so würden die Preise rasch steigen (siehe Bitcoin).


Der große Nachteil von Gold: Gold wächst nicht! Damit meine ich: es wirft keine Zinserträge oder Dividenden ab und ist somit unproduktiv (auch hier: genau wie Bitcoin). Bei Aktien hingegen bekommt man jedes Jahr eine Dividende und bei Anleihen profitiert man von Zinserträgen. Das ist auch der Grund, warum der Goldpreis ceteris paribus runtergeht, wenn Leitzinsen erhöht werden: manch andere Anlagen werden attraktiver. Auf der anderen Seite geht der Goldpreis gerne mal hoch, wenn auf den Märkten Angst herrscht (z.B. im Rahmen einer Krise). Dies sind übrigens keine Börsenweisheiten, mit denen man schnell reich werden kann.


Viele Personen gehen davon aus, dass Gold generell wertvoll ist und irgendwie auch immer bleiben wird. Diese Ansicht teile ich nicht. Auch die Ansicht, dass Gold immer wertvoller wird, teile ich nicht. Viele Leute sehen in Gold einen "sicheren Hafen" (sehe ich auch nicht so) und investieren enorme Summe darin (finde ich auch nicht gut, da man bei der Strategie nicht von Diversifikationseffekten profitiert). So warnt auch die Verbraucherzentrale "Gold ist alles andere als eine sichere Geldanlage. Die Preise schwanken teils heftig. Eine Anlage lohnt sich also allenfalls mit kleinen Anteilen des gesamten Vermögens."


Schaut man sich den folgenden Chart an, so sieht man, dass Gold in der Vergangenheit tendenziell gestiegen ist (rot in Dollar und blau in Euro). Und genau hier möchte ich auf einen wichtigen Punkt hinweisen: das muss so nicht weitergehen. Die Vergangenheit ist kein zuverlässiger Prädiktor für die Zukunft.

Was in dem Chart sehr schön erkannt werden kann ist, wie der Kurs nach der Finanzkrise stetig wächst und in der Eurokrise nochmal zulegt. Auch ist sichtbar, wie der Kurs relativ heftig nach den Worten "Whatever it takes" von Mario Draghi im Juli 2012 einbricht. Die Coronakrise ab 2020 kann auch gut erkannt werden.


Zum Goldpreis: dieser wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Da nur relativ wenig Gold gefördert wird, bleibt es selten (das Angebot also gering) und die Nachfrage ist vor allem ausschlaggebend. Zudem muss gesagt werden, dass der Goldpreis typischerweise in Dollar notiert wird. Aus Euro-Perspektive muss daher der Wechselkurs auch berücksichtigt werden: der Euro ist derzeit relativ schwach (billig) gegenüber dem Dollar. Da der Euro schwächer geworden ist, ist auch der Euro-Preis für Gold gestiegen (blaue Linie). Aus Dollar-Perspektive hingegen sind die letzten Monate eher enttäuschend gewesen.


Kleines Bonmot zum Abschluss: Vor ein paar hundert Jahren haben die Alchemisten verzweifelt versucht, wertlose Metalle wie Blei oder Eisen in Gold umzuwandeln; der Fachbegriff dafür lautet Goldsynthese. Ist wohl nicht möglich (bin aber kein Experte). Viele glaubten sogar an den "Stein der Weisen", ein mystisches Objekt, welches in der Lage sein sollte, unedle Metalle in Gold zu verwandeln. Ähnlich unseriös und unvernünftig finde ich es, wenn Prognosen für den Goldpreis abgegeben werden. Was für ein Humbug. Wenn ich wissen würde, wo der Goldpreis am Ende des Jahres steht, dann könnte ich mir aussuchen, wie reich ich sein will. Einfacher Merksatz: Niemand weiß, wie sich der Goldkurs entwickeln wird.


Manche begegnen dieser Kritik mit Aussagen wie "Ja, aber wir haben ja gerade Inflation und das wird den Goldpreis ja nach oben treiben". Falsch! Es stimmt nicht, dass es den Goldpreis nach oben "treiben wird", vielmehr hat es das bereits getan. Solche Erwartungen werden durch die Kapitalmärkte sofort (!) in den Preis eingearbeitet.


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