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AutorenbildProf. Dr. Kristian Giesen

"Da mach Dir mal keine Sorgen"

Aktualisiert: 16. Feb. 2021

Leider haben wir Menschen systematische Denkfehler. Das habe ich auch im letzten Artikel "Operating System Steinzeit" gezeigt. Diese Denkfehler führen dann dazu, dass wir z.B. im privaten und beruflichen Umfeld falsche Entscheidungen treffen. Typisch ist auch, dass wir uns selbst überschätzen und daher hohe Risiken eingehen, die wir aber fälschlicherweise als gering einschätzen, da wir die Sache ja "im Griff" zu haben glauben.

Aussagen wie "Wird schon nicht" oder auch "Da mach Dir mal keine Sorgen" sind für mich gute Anzeichen dafür, dass man sich sehr wohl Sorgen machen sollte. Die verblüffend einfache Antwort auf die Aussage "Dieses Projekt kann nicht scheitern" ist nun mal leider immer: "Doch, es kann!"


Hochmut kommt vor dem Fall: Mit dem Phänomen "Overconfidence bias" ist eine zu hohe Einschätzung unserer Fähigkeiten gemeint; wir glauben besser zu sein, als wir es sind. Leider ist dieser Fehler sehr verbreitet. In der Managementforschung berichten die Professoren Richard Thaler und Cass Sunstein, dass sich mehr als 50 % der Manager zu den Besten 10 % zählen, was mathematisch natürlich unmöglich ist.


Manche Personen fahren in völliger Selbstsicherheit und der Einschätzung "Ich bin ein super Autofahrer" mit mehr als 200 km/h über die Autobahn (Realität: ca. 3.000 Verkehrstote in Deutschland jährlich). Personen schütten Spiritus in einen Grill (Realität: 4.000 Grill-Unfälle) und viele Unternehmer/innen glauben, die aktuellen Liquiditätsprobleme wieder in den Griff zu bekommen (Realität ca. 18.000 Firmeninsolvenzen).


Es gibt (leider) sehr viele, sehr prominente Beispiele zu den Folgen der Selbstüberschätzung. Hier nur eine minimale Auswahl:

  • Tschernobyl: Man hat bewusst gegen Sicherheitsvorschriften verstoßen, da man überzeugt war, den Reaktor unter Kontrolle zu haben.

  • Costa Concordia: Der Kapitän glaubte fest an seine besonderen Fähigkeiten und führte das Schiff zu nah und zu schnell an der Insel Giglio vorbei, übersah dabei eine Klippe (32 Tote, 1,5 Milliarden Euro Schaden).

  • Jeder angefangene und dann verlorene Krieg: Einen Krieg zu starten und dann doch zu verlieren muss an einer anfänglichen Selbstüberschätzung gelegen haben.

  • Wirecard/Enron/FlowTex: Es wurde wohl davon ausgegangen, dass die betrügerischen Bilanzmanipulationen nicht auffliegen würden.

  • Diäten: Man fängt mit voller Euphorie und Zuversicht an und bricht am 4. Januar ab.

  • Antike Tragödien: Häufig führt die Hybris (extreme Selbstüberschätzung) einer Figur (z.B. Ikarus) zu einer Katastrophe.

  • Alle gescheiterten Übernahmen: Manche CEOs glauben, selbst in Abwesenheit von Synergie-Effekten, dass sie ein fremdes Unternehmen besser leiten können.

In dem Zusammenhang kann der Dunning-Kruger-Effekt genannt werden: Vor allem inkompetente Personen haben ein übertriebenes Selbstbewusstsein. Welche Fehler würden solchen Personen wohl als Geschäftsführer/in passieren? Das Gegenteil ist das Impostor-Syndrom: Manche Personen haben übertriebene Selbstzweifel und schätzen ihre eigenen Fährigkeiten als zu gering ein.


Wenn nun aber jemand über sich selbst behauptet, am Impostor-Syndrom zu leiden, dann liegt paradoxerweise wohl eher der Dunning-Kruger-Effekt vor.


Doch was kann man mit diesem Wissen anfangen? Vielleicht wollen Sie das hier Vorgetragene ein zweites Mal lesen, bevor Sie eine wichtige Entscheidung treffen.


Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, freue ich mich, wenn Sie meinen Blog abonnieren.

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